hallo du, hallo sie, endlich hier?
ein paar dichte worte anstatt wein oder bier?
wir müssen raus
aus dem goldenen haus
es schien so wohlig, so bequem
und ist nun so eng, so extrem
gefangen in den mütterlichen fängen
ohne ausweg aus den väterlichen zwängen
versorgt, umsorgt, angst und schrecklich
irgendwie für mich langfristig tödlich
die mütterliche enge
die väterliche strenge
nein, nein, nein
nicht alles ist schlecht
aber wo bin ich
wo bin ich echt
in der enge war ich so versorgt
in der weite bin ich so besorgt
weil ich nicht weiß
mich selbst zu sein
so allein
war im goldenen käfig
so mütterlich klein
jetzt bricht er weg der schutz
jetzt bröckelt der putz
doch was dann erscheint
ist das Kind, das schrecklich weint
die vielen wunden
waren golden umwunden
nun liegt alles blank
unaufhaltsamen wachstum sei dank
die alten strukturen nähren nicht mehr
das neue beängstigt so sehr
weil ich nicht weiß
mich selbst zu sein
so allein
im käfig – gelähmt
in freiheit – gelähmt
nun geht die reise los
aufs neue – noch ist es bodenlos
ich such den grund unter den füßen
versuch mich echt zu begrüßen
mich nicht mehr zu schämen
nicht mehr mein leben verbrämen
versuch mich anzuerkennen
versuch mich und meine lage ehrlich zu benennen
damit durchbreche ich den käfig
bin damit anders als meine eltern tätig
sie konnten nicht sehen was ich sehen kann
sie waren noch gefangen im güldenen bann
nun bin ich es und scheine frei
erlebe schmerz und viel geschrei
das ist doch wie immer, so wie es war
aber es ist anders, irgendwie wunderbar
es ist ein neuer schritt nach draußen
mein innerstes wächst nach außen
was draus wird
ob könig oder hirt?
weil ich nicht weiß
mich selbst zu sein
so allein
ich!
© Helmut Frahs, 2013